VN 09-1, April 2009

Was ist wertvoller? Das Leben eines Menschen oder eines Tieres?

Diese Frage stellte mir ein Journalist in einem Interview.

Meine Antwort:

Eine dumme Frage. Weil sie sinnlos ist. Die politisch korrekte Antwort wäre: "Das Leben eines Menschen ist wertvoller." Die von einem "extremen" Tierschützer erwartete Antwort: "Das Leben eines Tieres ist nicht weniger wert als das eines Menschen." Beide Antworten wären indessen ebenso dumm wie die Frage selber, weil unklar ist, welcher Wert gemeint ist: Der Materialwert, der Versicherungswert, der Wert als Steuerzahler für den Staat (Einkommenssteuer, Hundesteuer), der subjektiv-relative Wert für den Freund oder Partner?

Mann könnte die Frage in folgendem Sinn verstehen wollen: "Welches Leben ist schützenswerter, das eines Menschen oder das eines Tieres?" Aber auch diese Frage ist sinnlos, weil viel zu allgemein. Was für ein Mensch? Was für ein Tier? Eine Amöbe? OK. Mir ist mein Leben wertvoller als das von Amöben und ich würde eine Amöbenkrankheit mit Medikamenten behandeln, welche Amöben abtöten.

Oder ist eher zum Beispiel ein gesunder, junger Hund gemeint? OK. Dessen Leben halte ich für schützenswerter als das eines komatösen todkranken Menschen, dessen Leben entgegen seiner Patientenverfügung in der Intensivstation sinnlos verlängert wird.

Und damit Sie doch noch eine Schlagzeile für Ihr Interview haben: Ich halte das Leben eines gesunden, jungen Hundes auch für wertvoller als das Leben eines Unmenschen vom Schlag eines Hitlers, Stalins oder Tier-KZ-Betreibers.

Erwin Kessler, VgT


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