VN05-2

Editorial von VgT-Präsident Erwin Kessler:

Kollektive Verdrängung

«Bitte senden Sie mir Ihre Zeitschrift nicht mehr. Wenn man diese Bilder gesehen hat, kann man wochenlang nicht mehr schlafen.» Solche und ähnliche Zuschriften erhalte ich immer wieder. Die schreckliche Realität wird verdrängt - nicht nur von ein paar Sensibelchen, sondern kollektiv. Auch von den sonst gierig nach Skandälchen jagenden Medien und den sich besonders kritisch und mutig gebenden Konsumenten- und Polit-Magazinen wie Beobachter, K-Tipp, Saldo, Kassensturz, Rundschau, Facts, Weltwoche etc. Sie alle haben ihren Lesern und Zuschauern noch nie die Realität der Nutztierhaltung gezeigt, und wenn der VgT mit neuen Berichten und Bildern an sie herantritt, kommt nicht einmal eine Anwort.

Es sind halt immer noch fast alles Fleischfresser an den Schalthebeln der Macht, in den Chefredaktionen, in Regierung, Verwaltung und Gerichten. Abgesehen davon, dass das Geschäft mit dem Fleisch ein Milliardengeschäft ist, bekämen alle diese fleischfressenden Machtträger persönliche Probleme, wenn sie dem unendlichen Massenelend in die Augen sehen würden, das sie mit ihrem Verhalten mitverursachen.


Foto Erwin Kessler

Zum Titelbild und zu obiger Abbildung: Alpkühe in wunderschöner Landschaft am Gräppelensee im Toggenburg: Davon können die meisten Kühe nur träumen. Die meisten stehen angekettet unter einem elektrischen Kuhtrainer..

"Nicht alle Bauern halten ihre Tiere schlecht - bei den anderen soll der Tierschutz zum Rechten sehen. Mein Mann will halt Fleisch..." So einfach machen es sich gewisse Hausfrauen.

Anstatt sich der Realität zu stellen und daraus die Konsequenzen zu ziehen, hat sich das Regime darauf konzentriert, mich als hartnäckigen Überbringer der schlechten Nachrichten mundtot zu machen - mit Medienboykott und Staatsterror. Über die neuste willkürliche Verurteilung zu 5 Monaten Gefängnis unbedingt durch das Zürcher Obergericht, obwohl ich nichts Rechtswidriges getan habe, werde ich in der nächsten Ausgabe der VgT-Nachrichten ausführlich berichten. Hier nur soviel vorweg: Der renommierte Rechtsprofessor Dr Franz Riklin, Universität Freiburg, bezeichnete dieses Urteil in einem Gutachten als «Wundertüte» voller Widersprüche, der alles und nichts entnommen werden könne, vor allem nicht, was ich als hauptberuflicher Redaktor einer grossen Zeitschrift künftig noch schreiben dürfe und was nicht (www.vgt.ch/justizwillkuer/schaecht-prozess.htm).

Diese Unklarheit und Widersprüchlichkeiten der Urteile gegen mich ist eine gezielte Strategie der Justiz als Mittel der Politik: verunsichern und einschüchtern. Da man mir objektiv nichts Rechtswidriges vorhalten kann, soll ich verunsichert und eingeschüchtert werden, damit ich so vorsichtig und zurückhaltend werde wie alle anderen Tier- und Konsumentenschützer. Dann wäre endlich wieder Ruhe und die gewerbsmässige Tierquälerei und die Massenfleischfresserei könnten unbeachtet und ungestört weitergehen. Und anstatt sich Gedanken über die Ursachen der zunehmenden tödlichen und kostspieligen Zivilisationskrankheiten machen zu müssen, könnten sich die Politiker wieder ganz darauf konzentrieren, die explodierenden Gesundheitskosten dadurch in den «Griff» zu bekommen, dass diese anstelle einer Ursachenbekämpfung einfach verlagert werden - vom Bund zu den Kantonen, vom Patienten zum Steuerzahler oder umgekehrt etc.

Medienboykott und Staatsterror sind aber nicht die einzigen Mittel, um störende Kritiker auszuschalten. Die vom Staat geschützte und finanzierte Agromafia hat traditionell ihre eigenen Methoden. Wenn sie nicht gerade ungestraft mit Traktoren Autobahnen und Grossverteiler lahmlegen, hört man sie bei mir am Telefon so:

Herr Kessler. I säge n'ech eis, der verdammte Souhong, was der do met de Buure machet, dasch hemmutrurig. Lüüt wie de, Schofsecku, sött me kaschtriere, du Schofsecku. Settigi hett früecher der Hitler erschosse, du Dräcksiech, du verdammti Soumore, du Eländi. De sött me wörkli kaschtriere, du Hueresohn, he du, chonnsch einisch uf e Hof, du werdsch erschosse, du Hueresohn, esch das klar, he? Chom nome, du Hueresohn, he, i säg der eis, i schloh di gopferdami met em Bänku z'tod, du Dräcksecku, du verdammte.... De sött me wörkli kaschtriere ond erschiesse, s'Loch ab, läbig, du Dräcksecku, du huere verdammte Schofpöntu... Wenn e de verwötsche, i mache di chaut, hä. I erschiess di, aber met em Schturmgwehr. Hueresohn... Arschloch, Wexer du, de sött me kaschtriere, du Hueresohn. He, i säg der eis du Schnäbiwexer, fress dis verdammte huere Fröch säuber, du Souhong. De kaschtrier i wenn di verwötsche, du Soumore. I erschiess di, i erschiess di, du Dräcksiech, wenn einisch uf e Hof chonnsch, i loh di om..

Eine grosse Sammlung solcher und ähnlicher Anrufe kann im Internet angehört werden unter www.vgt.ch/telefonstimmen.htm. Gegen den oben wiedergegebenen Anruf habe ich Anzeige wegen Morddrohung erstattet. Die Täter, so hat die Untersuchung ergeben, waren drei Schüler der Solothurner Landwirtschaftsschule Wallierhof (www.vgt.ch/news2005/050415.htm). Als Gund gaben Sie an, ich hätte vor Jahren den Schweinestall dieser Landwirtschaftschule kritisiert (worauf dieser dann saniert wurde). Als vor ein par Jahren eine Gruppe von Metzgern und Mästern in Lachen zehn Minuten lang vier VgT-Aktivisten (zwei davon Jugendliche) zusammenschlugen, weil diese auf einer Brücke ein Spruchband «Essen sie heute vegetarisch» aufgehalten hatten, wurden diese von der Justiz mit Samthandschuhen angefasst (www.vgt.ch/vn/9806/vn98-6.htm). Dass sie sich in diesem Staat ungestraft fast alles leisten können, wissen die gewerbsmässigen Tierquäler ganz genau - auch die Typen im schaffhausischen Beggingen, die mich kürzlich in einer kinoreifen Aktion verfolgten. Lesen Sie den Bericht dazu auf der folgenden Seite.

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Wer den Mund aufmacht und Recht hat, ist schon unbeliebt.  Peter Cerwenka


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