VN2003-3
Leserbriefe
I
ch habe letzte Woche einen Brief an die Grüne Partei geschickt mit der Begründung, warum sie für mich nicht mehr wählbar ist. Ich habe die Einstellung der Partei dem Schächten gegenüber angeführt [die Grüne Partei der Schweiz hat in der Vernehmlassung zur Revision des Tierschutzgesetzes die Aufhebung des Verbotes des betäubungslosen Schächtens befürwortet; Anm d Red] und auch gesagt, dass es für mich als Mitglied von Amnesty International sehr ernüchternd sei, wie wenig sich die Grüne Partei dort für Menschenrechte einsetzt, z.B. Saudi Arabien, wo es für sie nicht opportun ist. Daraufhin habe ich vom Generalsekretär Hubert Zurkinden einen mehr als gehässigen Brief bekommen, worin er VgT-Präsident Erwin Kessler als "rassistischen Tierschützer" beschimpfte. Weiter schrieb er wörtlich: "Dass das Schächtverbot in der schweizerischen Gesetzgebung verankert wurde, hat weniger tierschützerische als vielmehr antisemitische Gründe." Ich frage mich, wie lange es bei einer solchen politischen Einstellung noch geht, bis bei uns das Islamische Sharia Gesetz eingeführt wird und Menschen wieder öffentlich ausgepeitscht werden, wenn die Muslime das verlangen sollten. Ich habe so etwas von genug von diesen Leuten und ihrer Doppelmoral und ich frage mich, ob ich nicht den Spiess umdrehen soll und Herrn Zurkinden verklagen soll, weil ich es mir nicht gefallen lassen muss, nur weil ich gegen das Schächten bin, indirekt als Antisemit beschimpft zu werden. Als Menschenrechtler muss es mir egal sein, unter was für einem Gesetz oder nach welcher Religion eine Menschenrechtsverletzung stattfindet. Ich schreibe sowohl Briefe an die USA, wie nach Saudi Arabien und Israel usw. Und als Tierrechtler muss es Herrn Kessler auch egal sein, unter welchem Gesetz oder welcher Religion Tierquälerei stattfindet. Das Leiden des Tieres ist schliesslich genauso gross, ob es von einem Christen, Juden oder Muslime gequält wird. Herr Kessler legt sich mit jedem an, der Tierquälerei begeht, ob das nun ein Schweizer Bergbauer, ein Jude, Muslime oder was auch immer ist. Er kämpft für die Tiere und das wissen auch die, die sich immer noch "Grüne" nennen. Wenn ich sehe, wie Menschen mit Menschen umgehen, habe ich immer weniger Hoffnung, dass sich für unsere Tiere viel ändern wird. Aber gerade deshalb bewundere ich Sie sehr. Es braucht unbedingt Menschen wie Sie. Lassen Sie sich also niemals entmutigen und seien Sie herzlich gegrüsst. Ruth RamseierAnmerkung: Auf die Frage, ob er auch das im Talmud vorgeschriebene Steinigen von Ehebrecherinnen gutheissen würde, wusste dieser famose, pseudo-grüne Parteisekretär keine Antwort. Offenbar wird er auch nicht frei von Antisemitismus, sonst müsste er die "Religionsfreiheit" doch auch respektieren, wenn es nicht "nur" um Tiere geht. Erwin Kessler
N
otiz auf Spenden-Zahlschein: Mutig, mutig, liebe Brüder! Edith S, LiestalAnmerkung der Redaktion: Der Text ist dem Beresina-Lied entnommen. Beim Rückzug aus Russland erreichte Napoleon, von drei russischen Armeen umzingelt, am 21.11.1812 das Ostufer der Beresina, eines Nebenflusses des Dnjepr. Die Grosse Armee war von 500’000 Mann auf nur 49’000 Frontsoldaten und 40’000 Nachzügler zusammengeschmolzen. Das zweit Korps umfasste die vier Schweizerregimenter, von den - ursprünglich 8’000 Mann - noch 1’300 übriggeblieben waren. Die Russen versuchten den Rückzug über die Beresina zu verhindern und bedrängten die Schweizer Division. Mangels Munition unternahmen die Schweizer Bajonettangriffe und ermöglichten den anderen Divisionen das Übersetzen. Nur noch 300 Schweizer traten nach der Schlacht zum Appell an, darunter Leutnant Thomas Legler. Am Abend vor der Schlacht hatte er das Lied "Die Nachtreise" angestimmt, dessen vier letzte Strophen später als Beresina-Lied bekannt wurden (Mehr dazu unter http://www.patriot.ch/historisch/beresina.htm). Die folgenden Gemälde zeigen Leutnant Thoma Legler und die Beresina-Durchquerung:
V
erehrter Herr Kessler, in der letzten VgT-Zeitung schrieben Sie, dass Sie enttäuscht feststellen müssten, wie immer mehr VgT-Mitglieder dem Verein den Rücken kehrten, dabei aber noch die Stirn hätten, die Wichtigkeit Ihrer Arbeit zu betonen und Ihnen für den weiteren Lebensweg alles Gute zu wünschen (ich stütze mich dabei allein auf mein Gedächtnis, die Zeitung habe ich schon lange weitergegeben). Ihre Feststellung ging mir so nahe, dass ich seitdem immer wieder den ganzen Problemkreis durchdachte, um ein Verständnis für den psychologischen Hintergrund der Erscheinung zu entwickeln. Ganz überraschend bin ich dabei auf sehr interessante Zusammenhänge gestossen und habe daraus eine (so hoffe ich) bestechende Idee entwickelt: Ab Ende der Neunzigerjahre erfolgte im Denken sehr vieler Menschen ein gewaltiger Umschwung. Immer mehr Sorgen und Aerger hatte man gewälzt wie etwa die Tierquälereien, die Zerstörung der Umwelt, die Vorwürfe bezüglich des 2. Weltkrieges und den Aerger mit dem Ränkespiel der eigenen Regierung, die Arbeitslosigkeit, die Abzockerei, die Verscherbelung ideeller und materieller schweizerischer Werte und und und. Ich kenne sehr viele Leute; darunter ganz wenige, die nicht ins Zynische oder ins Nihilistische abgeglitten sind. ‘Anything goes’ ist der Wahlspruch und man ist vor Beliebigkeit schlaff und biberweich geworden. Dass ich recht habe, zeigt sich zum Beispiel auch am Erfolg der neuen Weltwoche, die ihren Kurs um 180 Grad gedreht hat. Sie strotzt jetzt vor Zukunftsoptimismus und hat mit der früheren Problemwälzerei total gebrochen. Vor dieser Kulisse mögen viele Ihre unangenehmen Wahrheiten nicht mehr ertragen, sodass ich einen Kurswechsel empfehlen möchte nach dem Jesuswort "Seid klug wie die Schlangen". Wieso dem Bedürfnis, auch Frohes zu hören, nicht nachkommen und sich nebst der total notwendigen Verdammung der Tierschänder auch den vorbildlichen Bauern, den vorbildlichen Metzgereien, den vorbildlichen Gaststätten widmen. Das könnte einen Volltreffer abgeben, die Betreffenden würden sich geehrt fühlen, sie würden die für sie gemachte Reklame schätzen, würden vielleicht sogar dem VgT beitreten. Den Kleinbauern steht das Wasser sowieso bis zum Hals und es bleibt für sie ja sowieso nur die Flucht in eine hochwertige Nischenproduktion. Mit den herzlichsten Grüssen Kurt FAntwort von Erwin Kessler:
Das Zitat ist dem Beitrag "Korruption in Regierung, Verwaltung und Justiz " in
den VN2003-1 entnommen und lautet: "Hinter diesem Schleier der Korruption, der
alles verbirgt, läuft auch das Massenverbrechen an den Nutztieren ab - staatlich
subventioniert und von korrupten Verwaltungs- und Justizbehörden gedeckt. Nur
die Leser der VgT-Nachrichten erfahren davon. Keine schöne Lektüre, keine
erbaulichen Bilder, gewiss. Aber die einzige Chance für die Millionen leidender,
unter KZ-artigen Verhältnissen ausgebeuteten wehrlosen Geschöpfe ist, dass immer
mehr Menschen davon erfahren, das Wissen weitergeben und ihr Konsumverhalten
ändern. Öl im Getriebe dieses korrupten Systems sind nicht nur die
gleichgültigen Egoisten, sondern auch die Sensibelchen, welche laufend aus dem
VgT austreten, weil sie die schrecklichen Bilder nicht ertragen. Bei ihrem
Austritt sprechen sie uns dann noch Mut zu, unsere Arbeit für die geschundene
Kreatur ja nicht aufzugeben - ein Ratschlag von Austretenden, den ich als
zynisch empfinde. Die Millionen von Nutztieren, die derart grausam gehalten
werden, müssen mehr ertragen, als nur Bilder! Die können nicht einfach austreten
und wegschauen! Und die Tierschützer, welche diese Aufnahmen oft unter
Lebensgefahr beschaffen, ebenfalls nicht.. " Dem habe ich wenig beizufügen, nur
soviel: Diesen Vorschlag, mehr positive Beispiele zu bringen, erhalte ich immer
wieder. Dass man lieber positive Beispiele liest, weil man damit besser schlafen
kann, ist mir schon klar. Aber es gibt schon genug andere Tierschutzvereine,
welche diese Dienstleistung der Gewissensberuhigung erbringen. Solange die
wirklich positiven Beispiele seltene Ausnahmen sind, will ich nicht die bequeme,
egoistische Problemverdrängung unterstützen: "Es gibt ja auch gute
Tierhaltungen, warum also auf Fleisch verzichten? Um die schwarzen Schafe sollen
sich die Tierschutzvereine kümmern."
Z
u den Tierschutzmissständen im Kanton Schaffhausen haben wir folgende Korrespondenz einer Leserin mit dem Bundesamt für Veterinärwesen erhalten - typisch für das bürokratische Ausweichen der Verantwortlichen.Brief an Bundesrat Deiss:
Werter Herr Bundesrat, beiliegend sende ich Ihnen ein Heft (VgT-Nachrichten), das uns Einwohnern des Kantons Schaffhausen zugesandt wurde. Die Bilder sind schrecklich und geben zu denken. Und diese Bauern beziehen auch noch Subventionen dafür. Was Sie hier sehen, entspricht der Tatsache, und es gibt noch viel mehr solcher Betriebe. Muss das noch lange so weitergehen? Bitte, Herr Bundesrat, nehmen Sie sich Zeit zu lesen und handeln Sie! Nelly Z
Bundesrat Deiss überliess die Antwort seinen Bürokraten vom Bundesamt für Veterinärwesen:
Sehr geehrte Frau Z,... wir verstehen Ihre Empörung über die Bilder mit kranken und verschmutzten Tieren. Die gezeigten Zustände sind mit der Tierschutzgesetzgebung nicht vereinbar. Diese enthält allgemeine und tierartspezifische Bestimmungen über die Haltung von Tieren. So gibt es Vorschriften über Mindestabmessungen, Beschaffenheit, Belichtung und Belüftung der Unterkünfte sowie über Stalleinrichtungen und Pflege der Tiere. Diese Vorschriften zielen darauf ab, haltungsbedingte Schäden zu verhindern und den Bedürfnissen der Tiere in bestmöglicher Weise Rechnung zu tragen. Seit der Einführung der Tierschutzgesetzgebung sind zahlreiche Verbesserungen erreicht worden, die auf eine umfangreiche Aufklärungsarbeit der Behörden und privater Organisationen sowie auf amtliche Kontrollen und Sanktionen zurückzuführen sind. Die kantonalen Behörden führen jährlich Tausende von angemeldeten und unangemeldeten Kontrollen durch. Bei Beanstandungen müssen die Tierhalter übrigens auch mit Kürzungen oder dem Wegfall der Direktzahlungen rechnen. Die von Ihnen zugestellte Broschüre erweckt fälschlicherweise den Eindruck, dass solche gesetzeswidrigen Tierhaltungen im Kanton Zürich toleriert werden. Richtig ist vielmehr, dass diese Betriebe bereits vor einiger Zeit den Behörden gemeldet worden sind und das zuständige Veterinäramt deshalb in diesen Tierhaltungen die notwendigen Anpassungen durchgesetzt hat. Zur Zeit der Drucklegung der Broschüren waren diese Missstände bereits behoben. Die angeprangerten Kaninchenhaltungen sind dem kantonalen Veterinäramt erst kürzlich zur Kenntnis gebracht worden. Diese Betriebe werden - wie bei allen Beschwerden - einer unangemeldeten Kontrolle unterzogen und die vorgeschriebenen Anpassungen werden unter Fristansetzung verlangt und deren Einhaltung wird nachkontrolliert.
Der Direktor des Bundesamtes für Veterinärwesen.
Anmerkung 1: Ich habe doch vom Kanton Schaffhausen geschrieben! Die lesen es nicht einmal richtig. Nelly Z
Anmerkung 2: In den fraglichen VgT-Nachrichten (VN2003-2) ist neben einem Bericht über den Kanton SH auch ein Bericht, in dem ausführlich dargelegt wir, wie in den vergangenen Jahren im Kanton Zürich Tierschutzmissstände trotz Anzeigen weiter anhielten. Und da hat der Direktor des Bundesamtes für Veterinärwesen von seinem Polstersessel in Bern aus die Frechheit und Kaltblütigkeit, zu behaupten, alle diese Missstände seien schon lange beseitigt. Was er unterschlagen hat: Die für den Tierschutzvollzug verantwortlichen Behörden erklären die meisten Missstände einfach als "gesetzeskonform"; damit gibt es dann in der Sprache dieser Schreibtischtäter gar keine Missstände mehr. Erwin Kessler, Präsident VgT
S
ehr geehrter Herr Kessler. Ich möchte mich bei Ihnen bedanken! Warum? Ich werde es Ihnen kurz erzählen. Der Zufall wollte es, dass ich gestern Ihr Interview auf Radio Munot hörte. Ich folgte Ihnen durch die legalen TierquäIereimastställe, nahm die Vollzugsblockierungen, die politsch perfekt organisierten, zur Kenntnis, hilflos wie schon eh und je, schlurfte über die Spaltenböden, vergeblich nach einem Alibistrohalm suchend, besuchte mit Ihnen den vorsichtig- feigen Bundesrat sowie das gelähmte Beamten-Heer, nickte zum Konsumboykott und kann es einfach nicht fassen, dass trotz aller Horrorbilder und Information eine unerklärliche Lethargie unverändert dahinstagniert. Sind halt eben nur Tiere! Der Tag, wo Sie den VgT-Schlüssel unter die Matte legen können und statt dessen Unenthornte mit ihren Kälberkindern auf grünen Weiden besuchen, ist weit entfernt, wie mir scheint. Käme er, würden wir alle im Champagner baden gehen. Ich folgte Ihnen weiter in die Vergangenheit zur Negermutter und dem ihr geraubten Baby und stand schlussendllch vor dem engen Schimpansenkäfig, wo der durchaus Sprachfähige vergeblich um Hilfe flehte. Sie haben das alles ganz ruhig erzählt und es ging mir unter die Haut. Schön, dass es trotzdem Menschen wie Sie gibt. Ich wollte einfach mal DANKE sagen. Ich war einige Male unangemeldet in Schweine- und Hühnermästereien unterwegs, fassungslos, verletzt für immer. Man geht ja wieder, aber die Tiere müssen bleiben, leiden und krepieren. Es ist ja eigentlich hoffhungslos, aber noch hoffnungsloser wäre es, nichts mehr zu machen. In diesem Sinne ganz herzlich Gila MDas einstündige Interview mit Erwin Kessler auf Radio Munot ist beim VgT auf CD oder Audio-Kassette erhältlich gegen Voreinzahlung von Fr 10.- auf PC 85-4434-5 oder kann gratis heruntergeladen werden unter www.vgt.ch/news2003/030305.htm. Für alle VgT-Mitglieder und Abonnenten liegt dieser Ausgabe der VgT-Nachrichten eine CD bei.
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