30. September 1999

Der Schwindel mit der "Bodenhaltung" von Masth�hnern

Aus dem Text des  ARD-Magazins Monitorvom 30.09.1999  (gek�rzt)

Anmerkung: Die Zust�nde in der Schweiz sind �hnlich, die Pouletmast erfolgt in ganz Europa einheitlich (EK)

Bednartz: Die Rede ist nicht von den Tieren, die in den B�chern von G�nther Grass vorkommen, also nicht von Fischen, Ratten oder Unken sondern von H�hnchen und H�hnchen. Die Rede ist von den oft uns�glichen Bedingungen, unter denen Mastgefl�gel hierzulande gro�gezogen wird. Normalerweise brauchen H�hner vier bis f�nf Jahre, um ihre normale Gr��e zu erreichen. In den H�hnerfabriken erreichen sie ihr Schlachtgewicht schon in f�nf Wochen: Turbomast nennt sich das. Experten nennen es auch "Qualzucht". Ein Bericht von Ralf  H�tte und Volker Habe:

... Und zu der Ma� gibt's Deftiges auf der Speisekarte. Jahr f�r Jahr ein besonderer Renner: die Brath�hndl. Weit �ber eine halbe Million halbe H�hnchen verschwinden w�hrend des Oktoberfestes in hungrigen M�ulern. Aber nicht nur auf dem Oktoberfest sind H�hnchen beim Verbraucher �u�erst beliebt. Auch in deutschen Superm�rkten ist H�hnchenfleisch mehr und mehr zum Verkaufsschlager geworden. Und den Markt dieses Produkts mit gesundheitsf�rderndem Image wegen geringem Fett- und Cholesteringehalt f�hrt eine Marke an: WIESENHOF. Wie bei anderen Marken auch, wird der Kunde nach den verschiedenen Tier- und Futtermittelskandalen mit aufwendigen Etiketten gelockt: Herkunftsgarantie, Qualit�t vom Lande. Und auch die Werbung beschw�rt Sicherheit f�r den Verbraucher, artgerechte Haltung der Tiere, kurzum kontrollierte Aufzucht, und die Masth�hner seien st�ndig tier�rztlich betreut. Und so sieht es tats�chlich aus in einer deutschen H�hnchenmastanlage. Bilder, die wenige Wochen alt sind, die Monitor von den Tiersch�tzern "Vier Pfoten" �bergeben wurden. Zehntausende K�cken sollen auf engstem Raum in nur f�nf Wochen zur Schlachtreife gem�stet werden. Folgen dieser Turbomast:

Wir treffen den Tierhaltungsexperten Professor Hans-Hinrich Sambraus von der TU M�nchen und bitten um eine Bewertung dieser Bilder. "Hier haben wir ein liegendes H�hnchen, das ruht nicht, das nimmt kein Sandbad, das ist ein sterbendes Tier. Es lebt noch, es atmet noch, es macht stereotype Bewegungen mit den F��en. Andere H�hnchen kommen in die N�he, scharren sogar auf diesem sterbenden Tier herum. Es geh�rt zur artgerechten Pflege, dass kranke Tiere entfernt werden und nicht hier zu Tode getrampelt werden. Hier sehen wir ein H�hnchen, das breitbeinig und au�erordentlich schwerf�llig sich vorw�rts bewegt, es watschelt geradezu, das ist die Folge des Missverh�ltnisses zwischen Knochenwachstum und Muskelwachstum. Das Tier ist viel zu schnell gewachsen, die Knochen, die Gelenke k�nnen das gro�e Gewicht nicht tragen, und da kommt es zu Erkrankungen."

Vor Ort in diesem niederbayrischen H�hnchenmastbetrieb, in dem die Bilder aufgenommen wurden, wollen wir uns selbst umsehen. Doch wir werden abgewiesen. Etwa 80 000 H�hnchen und H�hnchen werden hier gem�stet. Von einer Nachbarin erfahren wir, wohin die Tiere geliefert werden. Nachbarin: "Ich wohne jetzt seit drei Jahren hier, und ich konnte schon des �fteren WIESENHOF-LKW's im gegen�berliegenden Hof sehen. Also die fuhren da zum Teil rein und haben da dr�ben geparkt, und ich habe sie auch wieder wegfahren sehen." Sprecher: "Und woran haben Sie erkannt, dass das WIESENHOF-LKW's sind?" "Nachbarin: "Die Aufschrift stand da gro� auf dem Wagen."

Eine weitere H�hnchenmastanlage, die WIESENHOF beliefert und aus der uns Bilder vorliegen. Und auch hier bitten wir vergeblich, uns den Betrieb von innen ansehen zu d�rfen. Sprecher: "Sie k�nnen uns doch einfach vom Gegenteil �berzeugen, indem Sie uns mal einen Einblick gew�hren in die Masthallen." Mastanlagenbesitzer: "Naa, aus, Schluss." Sprecher: "Also Sie zeigen uns hier nichts." Besitzer: "Nein. Sie k�nnen dann sagen ..." Besitzerin: "Wir wollen nicht, dass sie die Leute negativ beeinflussen. Die Leute sind genug negativ beeinflusst, und da sehe ich nicht ein, dass wir Ihnen da auch noch helfen. Wir haben nichts zu verbergen."

So sah es hier vor einigen Wochen aus. Bei einer solchen Besatzdichte ist die Kontrolle des Gesundheitszustandes einzelner Tiere kaum m�glich. Dabei leiden viele der Mastk�ken an typischen Beinknorpelentz�ndungen, haben Herz-Kreislaufprobleme und leiden nicht selten unter Bauchwassersucht. Professor Sambraus: "Hier handelt es sich um Tiere, die aus wirtschaftlichen, extrem wirtschaftlichen Gr�nden gehalten werden, wo wir, wo die Qualzucht im Vordergrund steht mit allen ihren Folgen, die zu Leiden f�hrt und die auf jeden Fall unterbunden werden m�ssen." Ein harter Vorwurf, zu dem wir Abnehmer WIESENHOF befragen m�chten. Wir bitten mehrfach um ein Interview vor der Kamera - allerdings ohne Erfolg. Statt dessen bezweifelt WIESENHOF die Echtheit der Bilder. Die Zulieferbetriebe unterl�gen st�ndigen Kontrollen. Allerdings wird vom letzten Zulieferbetrieb, den wir aufsuchen, gleich die Polizei gerufen. Auch diese Mastanlage k�nnen wir nicht selbst in Augenschein nehmen und die uns vorliegenden Bilder hier �berpr�fen. Wir legen sie einer M�nchner Tier�rztin vor, die sich im Alltag der industriellen H�hnchenmast auskennt. Dr. Bettina Maurer, Tier�rztin: "Aus tier�rztlicher Sicht kann man sagen, dass eigentlich diese Tiere krank sind. Bedingt durch diese Turbomast, dieser absoluten Hochleistungszucht, sind diese Tiere krank und bei vielen dieser Tiere sehen Sie auch, dass sie klinische Krankheitszeichen aufweisen. Genau so leben die, s�mtliche Masth�hnchen in Deutschland, also die ungef�hr 300 Millionen Masth�hnchen, die jedes Jahr geschlachtet werden in Deutschland, die leben genau so." Sprecher: "Also diese Zust�nde sind nicht nur da bei einer bestimmten Marke wie z.B. WIESENHOF?" Dr. Maurer: "Das hat mit einer Marke nichts zu tun. Also wenn Sie ein normales Masth�hnchen kaufen im Supermarkt oder aus dem Gefrierfach f�r so einen Billigpreis f�r 5 Mark, dieses Huhn hat genau so gelebt, wie Sie es hier gesehen haben." Billige Brath�hnchen - der Preis: das Elend der Tiere.


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