30. August 1999

Migros: Fleisch in "vegetarischer" Cornatur-Wurst

von Nicole Wyss, Hedingen, nicole_w@datacomm.ch  


Am 1.4.99 habe ich in der migros affoltern am albis eine cornatur-packung "quorn hot-dog" gekauft. bereits beim kauf fiel mir die ungew�hnlich dunkle farbe auf, die kleinen roten flecken auf der "wurst" - auch f�hlte sich das 4er-pack ungew�hnlich weich an. aber mein vertrauen in die migros war bis dahin noch gross.

zu hause habe ich in die wurst gebissen und festgestellt, dass der geschmack pl�tzlich sehr �hnlich zu den wienerli war, die ich in meiner kindheit als nicht-vegetarierin leider gegessen habe. anwesende bekannte haben auch probiert und waren sich nicht einig, ob das jetzt tats�chlich fleisch sein k�nnte. aber alle meinten: ...das kann doch nicht sein, auf der packung heisst es doch klar: "vegetarisch".

zum gl�ck habe ich mich nicht t�uschen lassen und eine der 4 w�rste in die migros zur�ckgetragen. nachdem mich dort 2 unkompetente mitarbeiter mit der floskel: " jetzt tun sie doch nicht so, da steht doch genau drauf, dass es vegetarisch ist" abgetan haben, musste ich mich an den filialleiter, herrn bauer, wenden. auch der hat mich schr�g angeschaut und wollte mir klarmachen, dass das kein fleisch sein k�nne. von cornatur hatte der offensichtlich keine ahnung.

schliesslich hat er sich bereiterkl�rt, das produkt einzuschicken. zitat: " ich schicke es an die MARKETING-abteilung". h��? was sollen die denn damit? soviel zu seiner kompetenz. mir wurde ein bescheid innerhalb einer woche versprochen.

nach 2 wochen hatte ich keinen bescheid der migros. also habe ich beim kundendienst angerufen. der zust�ndige "PM" sei in den ferien - und
ich solle doch nicht so tun, mein fall sei doch erst gerade (vor 2 wochen) bei ihnen eingetroffen und das dauere halt. der schnippische ton und der unterton "jetzt tun sie doch nicht so hysterisch, wegen der bagatelle" war deutlich herauszuh�ren. die dame (habe leider keinen namen) konnte offensichtlich meine entr�stung und die tragweite des falles nicht verstehen.

2 tage sp�ter habe ich dann die �berfreundliche message auf dem tel-beantworter, ich (LIEBE frau wyss) solle doch (BITTE, BITTE) den herrn ren� lehmann zur�ckrufen. das habe ich dann getan.

orignial aussage lehmann: "es tut mir schrecklich leid, ich kann mir nicht erkl�ren, wie das passiert ist! das ist eine katastrophe." die cornatur-wurst war also tats�chlich eine fleischwurst - mit schweineschlacht-abf�llen, wie ich dann sp�ter erfahren sollte.

nachdem sich der lehmann dann gefasst hat teilte er mir mit, er k�nne sich halt nur entschuldigen. wir k�nnten aber gerne zusammen die firma OSPELT (produktionsst�tte von cornatur hot-dog) anschauen gehen und er w�rde mich dann auch zum z'mittag einladen. falls es aber um geld gehen w�rde, m�sse er mich direkt an die rechtsabteilung der migros verweisen. das ginge dann �ber ihn hinaus.

so sch�chtert die migros also ihre gsch�digten konsumenten ein. "mittagessen" oder rechtsabteilung...

ich habe dann eine schriftliche entschuldigung mit den untersuchungsergebnissen der wurst verlangt. nach einiger zeit (�ber 1 monat sp�ter) kam dann auch mal ein standard-brief, in dem nur knapp auf den eigentlichen fall eingegangen wurde und vielmehr beteuert wurde, man wolle mich weiterhin als konsumentin behalten. von untersuchungsergebnissen keine spur.

nur auf mein ausdr�ckliches nachfragen hin habe ich viel sp�ter die untersuchungsergebnisse des migros-labors erhalten.

herr ren� lehmann, der zust�ndige leiter des rayons fleisch/cornatur hat sich die sache sehr einfach und bequem gemacht. ich solle doch einen besseren vorschlag machen als das mittagessen - er w�sste n�mlich keinen besseren und finde diesen angebracht.

unterdessen hat renato pichler vom svv die firma ospelt mit herrn lehmann und den gl-mitgliedern von ospelt besucht. blitzartig ist die
produktion umgestellt worden.

der grund f�r den fehlschag mit meiner wurst: bei dem ISO-zertifizierten (!) unternehmen sei es passiert, dass eine packung wienerli bei einer f�hrung mit studenten in die falsche kiste zur�ckgelegt worden sei. die kisten mit cornatur und wurst standen n�mlich st�ndig beieinander, so dass eine solche verwechslung ganz einfach m�glich war. dann war die falsche etikette auf das produkt geklebt worden - nat�rlich nur auf DIESE packung - ein einzelfall, wie
man mir beteuert hat. dies aber nur eine reine vermutung. bei dem ISO-zertifizierten unternehmen OSPELT war es n�mlich nicht m�glich, mit bestimmtheit zu sagen, wie der fehler passieren konnte.

ren� lehmann hat dann (�ber renato pichler) einen brief von mir verlangt, in welchem ich ihm meine meinung und meinen schaden darlege.

f�r vegetarier einfach zu verstehen, dass ich mich gesch�digt f�hle - fleischfressern und -verk�ufer wie lehmann kann man das nur mit genau
�berlegten s�tzen klarmachen - wenn �berhaupt.

ich habe eine angemessene geldsumme verlangt, um meinen moralischen schaden wieder gutzumachen. dass ich vorhatte, diesen betrag dem svv
zur verf�gung zu stellen habe ich zuerst schreiben wollen, nur habe ich dann entschieden, dass das die migros nichts angeht.

danach war ein herr grebler von den wissenschaftlichen diensten der migros bei mir zu hause - zur "wurstbeschau". es wurden fotos von der
eingefrorenen wurst gemacht - als beweis - die wyss k�nnte ja die migros linken wollen und das alles erfunden haben.

dann war lange zeit ruhe. ren� lehmann hatte offensichtlich vor, die sache langsam im sand verlaufen zu lassen.

zwischenzeitlich hat sich aber noch der marketingleiter, herr z�rcher, bei mir zu hause (!) die wurst pers�nlich angesehen - auch zur kontrolle - man wisse ja nie und �berhaupt.

an dem ganzen aufwand bemessen stellte der fall f�r die migros tat�chlich ein problem dar. bl�derweise kam dann der dioxin-skandal noch dazu und der herr lehmann musst priorit�ten setzen.

schliesslich habe ich einen brief erhalten, in dem scheinheilig beteuert wurde, man hoffe, dass es mir jetzt "wieder besser ginge". 500.- wolle die migros an eine vegetarische organisation "spenden" (ach wie g�tig!). je 250.- w�nschte ich f�r den svv und an den VgT. von beiden vereinen habe ich bis heute keine best�tigung, dass das geld
eingegangen sei.

konkret werfe ich der migros vor:

- sie haben mich von anfang an als "hysterisches huhn" abgetan (ohne dies nat�rlich so direkt auszusprechen)

- von anfang an wurde mir unter die nase gehalten, dass wenn ich nicht parieren w�rde, ich an die rechtsabteilung der migros geraten
w�rde. welche privatperson in meinem alter kann sich das leisten?

- informationen habe ich immer nur nach ausdr�cklichem nachfragen erhalten. eine genaue erkl�rung zum vorfall in der firma ospelt GIBT
ES VON DER MIGROS KEINE. sie verweist lediglich auf eine zusammenfassung der massnahmen der firma ospelt, die renato pichler
vom svv verfasst hat.

- die ganze angelegenheit hat sich �ber 4 monate hinweggezogen - und das alles, um eine "spende" von 500.- an einen vegi-verein zu
�berweisen.

- die ganze sache ist verharmlost worden. dass jahrlang solche fehler in der produktion haben passieren k�nnen und nur dank meiner hartn�ckigkeit dieser fall an die luft kam - das wurde von der migros komplett ignoriert. und nat�rlich handelte es sich bei meiner wurst um einen einzelfall...

der langen rede kurzer sinn: ich bin w�tend auf die migros, abteilung fleisch/cornatur, unter der f�hrung eines herrn br�ggers
und ren� lehmann, produkt-manager.

ach, um auch die gute seite dieser angelegenheit zu erw�hnen: ohne diesen vorfall w�re ich warscheinlich nicht (oder erst viel sp�ter) an den svv und an den VgT gelangt. eigentlich sollte ich dem lehmann danken, dass ich jetzt effizient gegen die von ihm unterst�tzte und vermarktete tierqual k�mpfen
kann.

f�r genauere angaben stehe ich auch gerne zur verf�gung - die wurst liegt immer noch sch�n verpackt bei mir im gefrierfach.


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