22. Dezember 2005

Eine von der Thurgauer Zeitung unterdrückte Klarstellung:

Der STS und das Schächten

Unter "Schächten" verstehen die Juden das rituelle Schlachten von Kühen, Kälbern und Schafen ohne Betäubung. In der Schweiz besteht eine Vorschrift, wonach Säugetiere vor dem Schlachten zu betäuben sind. Für den Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund ist die Betäubungspflicht gleichbedeutend mit einem Schächtverbot, während die Moslems in der Schweiz die Betäubungspflicht grösstenteils akzeptieren. Ein eigentliches Schächtverbot ist im Tierschutzgesetz nicht zu finden, nur eine Betäubungspflicht, und ich kenne niemanden, der in der jahrelangen öffentlichen Diskussion über das sog "Schächtverbot" (womit die Betäubungspflicht gemeint ist) jemals ein Verbot des rituellen Schlachtens mit vorgängiger Betäubung gefordert hätte.

Dennoch antwortete der Präsident des Schweizer Tierschutzes STS, Heinz Lienhard, in einem Interview in der Thurgauer Zeitung vom 21. Dezember auf die Frage, ob er auch Einwände habe gegen das "Schächten mit Betäubung": "Nein, das stört uns im Gegensatz zu gewissen Extremisten im Tierschutzbereich überhaupt nicht." Ich rief deswegen Herrn Lienhard an und wollte wissen, ob er mit "gewissen Extremisten im Tierschutzbereich" mich gemeint habe oder wen sonst. Er habe schon auch an mich gedacht, war seine Antwort. Auf meine Entgegnung, ich hätte nie etwas anderes als eine Betäubungspflicht verlangt. Herrn Lienhard konnte auch sonst niemanden nennen, der ein Verbot des Schächtens mit Betäubung verlangt hätte.

Dieser ambivalente, unehrliche Umgang mit dem Thema Schächten hat beim STS Tradition. Vor ein paar Jahren verkündete der STS-Geschäftsführer, er könne mit dem in der Schweiz erlaubten Schächten von Geflügel leben. Wie die Tiere mit ihren Qualen leben interessiert den STS immer dann nicht, wenn er um sein Ansehen und seine Akzeptanz bei den Machthabenden fürchtet. Vor zwei Jahren sammelte der STS Unterschriften für seine "Volksinitiative für einen zeitgemässen Tierschutz", welche indirekt ein Verbot des Schächtfleischimportes und des Geglügelschächtens in der Schweiz enthielt. Jüdische Kreise reagierten darauf mit dem üblichen Antisemitismus-Vorwurf, was Lienhard so erschreckte, dass er in einem Interview mit dem jüdischen Wochenmagazin "Tachles"  sogleich ankündigte, die Initiative werde dann sowieso zurückgezogen. Den späteren Rückzug anzukündigen, noch bevor die nötigen Unterschriften erreicht sind, ist ein wenig überzeugendes Vorgehen, um "politischen Druck" zu machen, aber typisch für den neurotischen Umgang mit dem Thema Schächten. Die Initiative wurde dann anfangs Dezember 2005 zurückgezogen.

Erwin Kessler, Präsident Verein gegen Tierfabriken VgT

 

STS-Präsident Heinz Lienhard in der Thurgauer-Zeitung:


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