10. November 2002

Biogas statt tierqu�lerische Schweinemast

Biogas aus Restaurant-Speiseresten und verfallenen Lebensmittel treibt Fahrzeuge an und soll bald in Brennstoffzellen Strom erzeugen. Eine gute Nachricht f�r die armen Schweine. Warum? Deren elendes Leben in Schweinefabriken hat die Agro-Lobby bisher stets damit gerechtfertigt, die Schweinemast sei notwendig zur Entsorgung genau der organischen Abf�lle, deren Verwertung zu Biogas die heutige Technologie erm�glicht. Neben der vom Bundesrat erlaubten tierqu�lerischen Intensivhaltung tr�gt auch die Abfallf�tterung zum Elend der Mastschweine bei: Die oft schon halb verfaulten und verwesten Abf�lle - welche trotz Tiermehlverbot weiterhin auch Schlachabf�lle enthalten d�rfen! - werden sterilisiert (was ihnen den widerlichen Gestank nicht nimmt!) und dann zu einer Suppe vermixt. Die Schweine st�ndig nur mit Suppe zu f�ttern, wie das heute in der Schweiz �blich ist, verletzt das Tierschutzgesetz, das ein artgem�sses Futter vorschreibt, an dem die Tiere ihr Kaubed�rfnis befriedigen k�nnen. Doch diese Tierschutzvorschrift bleibt toter Buchstabe, wie viele andere auch, weil Tierschutzorganisationen kein Klagerecht haben und die mit der Agro- und Fleischlobby verfilzten Beh�rden von Amtes wegen nichts dagegen unternehmen, auch nicht gegen den chronischen Durchfall der so gef�tterten Schweine, die oft total kotverschmiert sind und in einer ekligen Sauce aus Durchfall leben m�ssen. Siehe zB die Abbildung aus einer solchen Schweinefabrik unter www.vgt.ch/vn/0201/schwyz.htm#Schuler.


Seit Mitte des vergangenen Jahres unterh�lt Walter Schmid eine Reststoffverwertungsanlage f�r organische Abf�lle, in der pro Jahr 3000 Tonnen  Speisereste aus 37 Restaurants und Personalkantinen sowie Lebensmittel mit abgelaufenem Verfalldatum in einem so genannten Fermenter vermengt und dann vergoren werden. Dabei entsteht ein Gas, das 40 bis 75 Prozent Methan, 25 bis 55 Prozent Kohlendioxid und bis zu 10 Prozent Wasserstoff enth�lt, dazu ein wenig Ammoniak und Schwefel so genanntes Biogas, das anschliessend so aufbereitet wird, dass es der Reinheit von Erdgas entspricht.

�bersch�ssiges Wasser, das als �bel riechende Br�he aus der schwarzbraunen Pampe heraustropft, l�sst sich in einer biologischen Kl�ranlage reinigen. Was an Festmasse �brig bleibt, wird kompostiert und als D�nger verwendet. Nur noch zwei bis drei Prozent sind am Ende wirklich M�ll: L�ffel, Rahmdeckel, Plastikbecher.

Eine Tonne M�ll kann in Form von Gas 70 Liter Benzin ersetzen. Das fertige Gas kann direkt an einer Zapfs�ule getankt werden; der grosse Rest wird ins �ffentliche Netz eingespeist.

Hier zu Lande wird bislang in elf Anlagen aus Zwiebeln, Fleisch, Tomaten, K�se und Eiern, aus Gr�nschnitt (zum Beispiel abgem�hter Rasen), Tee- und Kaffeesatz in industriellem Massstab Gas gewonnen. Vorausgesetzt, dass der G�rvorgang, der unter Ausschluss von Sauerstoff vonstatten geht, stabil abl�uft, produziert eine Anlage aus dem Bioabfall von 100 000 Menschen rund 10 000 Kilowattstunden W�rme und 5600 Kilowattstunden Strom pro Tag. (Zum Vergleich: Ein handels�blicher K�hlschrank verbraucht rund 450 Kilowattstunden j�hrlich.) Zu Erdgasqualit�t aufbereitet werden aus einer Tonne M�ll durchschnittlich 130 Kubikmeter Gas, die rund 70 Liter Benzin ersetzen k�nnen.

Bislang werden von den 600 000 Tonnen Biom�ll, die heute pro Jahr in der Schweiz anfallen, gerade mal 15 Prozent auf diese Weise genutzt. W�rde das Potenzial, das in dem organischen Material steckt, besser ausgesch�pft, k�nnten rein rechnerisch bis zu zehn Prozent aller Kraftfahrzeuge durch die Landschaft sausen, ohne Russpartikel und giftiges Benzol abzusondern. 230 000 Tonnen an Kohlendioxidemissionen liessen sich einsparen, was rund neun Prozent der nach dem Kyoto-Protokoll bis 2010 in der Schweiz angestrebten Verminderung an Treibhausgasen entspr�che.

Bevor diese Vision wahr wird, sind freilich noch viele H�rden zu �berwinden. Im �ffentlichen Netz etwa darf Biogas auf Grund seiner Zusammensetzung nicht mehr als f�nf Prozent ausmachen: Vor allem muss der Anteil an aggressivem Schwefelwasserstoff reduziert werden, um Anlagenteile und Rohrleitungen vor Korrosion zu sch�tzen. Und das ist bislang noch teuer, gesteht Arthur Wellinger, Gesch�ftsf�hrer der Agentur f�r Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (AEE) und Koordinator einer Biogas-Arbeitsgruppe der Internationalen Energie-Agentur (IEA), in der sich Staaten aus aller Welt zusammengeschlossen haben.

[aus einem Bericht in der Sonntags-Zeitung vom 10.11.02]


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