Kontroverse in der Sportfischer-Zeitschrift "Petri Heil"

Editorial in "Petri Heil" Nr 5/97 von Hj Dietiker:

Kesslertreiben

Der Schweiz. Fischereiverband hat, wie gemeldet, eine Ethikkommission bestellt, u.a. mit zwei "Petri-HeiI"-Redaktoren. Nicht weil dies einen gewissen Herrn Dr. Kessler freut, sondern im Hinblick auf die Revision des Tierschutzgesetzes und die SFV-Mitgliedschaft in der Europischen Anglerunion.

Der erwhnte Kessler, Prsident des Vereins gegen Tierfabriken Schweiz (VgT), schiesst sich inzwischen auf alles ein, was Flossen hat. Zwar blitzte er im (heimischen) Kanton Thurgau ab mit seiner Petition fr ein Verbot des lebenden Kderfischs. Nun bezichtigt er die Berufsfischer der Tierqulerei, bezeichnet den Verkauf lebender Speisefische als tierqulerisch und rief vor Ostern zu einem Fischboykott auf, denn Fisch ist seines Erachtens ein absolutes Tierqulerprodukt. Das "Petri-Heil"-Editorial zum Thema catch & release (Nr. 3/97) nimmt er flugs zum Anlass, um ein generelles Verbot des Zurcksetzens gefangener Fische zu fordern. Offensichtlich hat der gute Mann noch nie etwas von Schonzeiten und Schonmassen gehrt! In seinem Vereinsblatt vergleicht Dr. Kessler das "Schweizer Familienfischen am Weiher" mit dem spanischen Stierkampf... Er richtet sodann eine Aufsichtsbeschwerde gegen das Bundesamt fr Veterinrwesen wegen Vernachlssigung der Amtspflicht im Zusammenhang mit dem "bundesrechtswidrig revidierten" Fischereigesetz des Kantons Luzern. Allerdings befindet sich Luzern in guter Gesellschaft, denn nur vereinzelte Kantone verbieten den lebenden Kderfisch generell (z.B. Baselland, wo geeignete Gewsser praktisch fehlen). Der VgT verfgt offenbar ber ausreichende finanzielle Mittel. Ernst zu nehmen scheint ihn aber niemand, denn zu extremistisch und polemisch propagiert er seine "alleinseligmachenden" Botschaften.

Entgegnung von Erwin Kessler, Prsident VgT, in "Petri Heil" 6/1997:

Das Ansehen der Fischer steht auf dem Spiel

Heute kann es sich auf die Dauer keine gesellschaftliche Gruppe mehr leisten, das zunehmend entwickelte Bewusstsein der ffentlichkeit fr den Umgang mit Tieren zu ignorieren. Die Fischer sind bisher - im Vergleich zu den Jgern - noch kaum im Rampenlicht der ffentlichen Diskussion gestanden. Das mag erklren, warum sich ihre Wortfhrer so ungeschickt und poltrig benehmen und glauben, Tierschutzthemen mit hemdsrmligen persnlichen Attacken gegen Tierschtzer erledigen zu knnen. Auf die Dauer sind die Fischer mehr vom ffentlichen Goodwill abhngig, als ihnen mglicherweise bewusst ist. Eines Tages werden sie sich vielleicht mit Bedauern bewusst werden, dass es ein Fehler war, mit einem so gemssigten Tierschtzer, wie ich es bin, die Konfrontation statt die Kooperation gesucht zu haben. Immerhin lehne ich das Fischen und berhaupt die Nutzung von Tieren nicht generell ab, nur Tierqulerei. Eine jngere Generation von Tierrechtsaktivisten ist da viel extremer und militanter, lehnt das Tten von Tieren grundstzlich ab und sgt darum Jagdhochsitze um. Auf die Fischer wird vermutlich auch noch einiges zukommen, wenn sie glauben, sie knnten an unntigen tierqulerischen Methoden gedankenlos festhalten. Damit provozieren sie, dass eines Tages selbst extreme Attacken von Tierrechtlern im Stil der international ttigen "Animal Liberation Front" in der ffentlichkeit Sympathie finden werden.

Im Editorial in Petri Heil 5/1997 hat sich Chefredaktor Dietiker wiedereinmal mit den Vorstssen des VgT (Verein gegen Tierfabriken) zur Abschaffung tierqulerischer Sportfischermethoden befasst. Die berschrift "Kesslertreiben" schafft bereits Klarheit, auf welchem Niveau diese Auseinandersetzung in PetriHeil betrieben wird. Dieser Frontalangriff ist zwar - zugegeben - gepfeffert und fr jeden ohne grosses Nachdenken verstndlich abgefasst; auch wird es dem einen oder anderen unweidmnnischen Fischer aus der Seele gesprochen haben. Nur ist es inhaltlich mehr falsch als richtig. Falsch ist insbesondere, ich sei mit meiner Petition fr ein Verbot des Fischens mit lebenden Kderfischen im Thurgau "abgeblitzt". Wahr ist, dass diese Petition im Grossen Rat berhaupt noch nicht behandelt worden ist.

Die zweite Petition, die ein Verbot des "catch & release" verlangt, bezieht sich ausdrcklich auf nicht-untermssige Fische. Ihr Hinweis auf Schonmasse, von denen ich angeblich noch nie etwas gehrt haben soll, ging voll daneben. Lesen sollte man knnen, Herr Dietiker, nicht bloss schreiben. Bei dieser miserablen Treffsicherheit ist es ein Trost zu wissen, dass Sie nicht Jger, sondern Fischer sind.


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