3. Juni 2007, VN 07-2                                                                                     web-code: 100-009

Migros-Sélection:
Konsumententäuschung mit Extremadura-Schinken

Weltwoche: Inserate-Geschäft duldet keine kritischen Leserbriefe

In einem ganzseitigen Inserat in der Weltwoche vom 12. April 2007 (und in anderen Medien) hat  Migros wie folgt für Extremadura-Schinken aus dem besonders anspruchsvollen Programm "Migros-Sélection" geworben:

Als Schwarzfussschwein in Kork- und Steineichenwäldern der spanischen Extremadura gelebt.

Tausende von Eicheln und würzigen Kräutern gefressen.

Gesalze und in reiner Bergluft mindestens 18 Monate getrocknet

Als einmalig würziger Pata Negra im Sortiment von Sélection

Was Migros verschweigt und die WELTWOCHE unterdrückt:

Diese so romantisch dargestellten Schweine werden in Wirklichkeit wochenlang in einer Tierfabrik in tierquälerischen Kastenständen eingesperrt, wo sie auf dem harten, nackten Zementboden liegen, gebären und ihre Ferkel säugen müssen - eine in der Schweiz verbotene Tierquälerei.

Die Weltwoche unterdrückte obigen Text, als Leserbrief eingesandt. Daraufhin schrieb der VgT dem Weltwoche-Chefredaktor Roger Köppel: " Sehr geehrter Herr Köppel. In einem kritischen Magazin sollte Kritik an verlogener, täuschender Werbung kein Tabu sein." Köppel reagierte nicht darauf.

Das sind die Fakten über die tierquälerische Haltung der Extremadura-Schweine, welche Migros täuschend verschweigt:

Die Mutterschweine werden 4 Monate pro Jahr in grausamer Kastenstandhaltung gehalten, mit Vollspaltenboden, ohne Einstreu und Beschäftigung (in der Schweiz verboten). Damit sie schneller wieder brünstig werden, erhalten sie Hormonspritzen.

Die Extremadura-Mutterschweine sind nur einen kleinen Teil des Jahres auf der Weide.

Den Ferkeln werden systematisch und ohne Betäubung die Zähne abgeklemmt und die Schwänze abgeschnitten (in der Schweiz verboten). Die Ferkel werden auf Vollspaltenböden, ohne Einstreu und Beschäftigungsmöglichkeit gehalten - in der Schweiz verboten.

Die Migros weist die Kritik unverfroren mit  dem Argument zurück, die Mutterschweine würden nicht zu Extremadura-Schinken verarbeitet und die "Schinkenlieferanten", dh die Mastschweine, würden den grössten Teil ihres Lebens auf der Weide verbringen. Migros formulierte das am 7. Juni 2007 verschleiernd wie folgt (kursive Hervorhebung durch den VgT):

"Auf der Internetseite des VgT wird die Migros der Konsumententäuschung mit dem Sélection Produkt Pata Negra bezichtigt. Namentlich wird der Migros unterstellt, dass sie die wirklichen Zustände romantisch verkläre und dass die Tierhaltung der Schweine, mit deren Fleisch der Sélection Pata Negra hergestellt wird, nicht einmal Schweizer Tierschutzbestimmungen entspreche. Die Migros distanziert sich klar von solchen Aussagen, da sie nicht der Realität entsprechen. Im Gegenteil: Die Migros garantiert, dass die Tiere, mit deren Fleisch dieser Schinken hergestellt wird, den grössten Teil ihres Lebens Tag und Nacht im Freien verbringen, sich auf ausgedehnten Weiden bewegen und von Gras und Eicheln ernähren. Dieser Umstand ist übrigens eine absolute Notwendigkeit, um den typisch süsslichen Geschmack im Endprodukt Schinken zu erreichen. Ohne diese extensive Haltungsform und die typische Ernährung der Tiere wäre es gar nicht möglich, ein so hochstehendes Produkt wie den Sélection Pata Negra anbieten zu können. Die Migros legt im Übrigen Wert darauf, dass die Rückverfolgbarkeit dieses Produktes gewährleistet ist und wir nur mit zertifizierten Betrieben zusammenarbeiten, die diese Rückverfolgbarkeit gewährleisten können.

Die Migros tut so, als gehe es nur um den Geschmack des Fleisches, nicht auch um das Konsumenten-Interesse an einer artgerechten Tierhaltung. Das Inserat spricht jedoch mit ihrer plakativen Hervorhebung der Weidehaltung im Inserat ganz klar und in erster Linie die Tierschutzinteressen an. Eiskalt klammert die Migros  das traurige Schicksal der Mutterschweine, die notwendiger Teil der Extremadura-Schweinehaltung und -Schinkenproduktion sind, mit täuschenden Formulierungen einfach aus. Der Konsument, welche diese Produkte kauft, finanziert damit nicht nur die Mastschweine, sondern notwendigerweise auch die Aufzucht, das heisst die tierquälerische Haltung der Muttertiere.

Die Migros lügt - abgesehen von den Mutterschweinen - ganz klar auch direkt auf die Mastschweine bezogen:

Vom tierquälerischen Abklemmen der Zähne und Abschneiden der Schwänze ohne Betäubung sind zudem auch die Mastschweine ganz direkt betroffen.

Mit in den Rüssel geklemmten Stahlklammern wird den Extremadura-Schweinen - auch den Mastschweinen! - das Wühlen verunmöglicht (ein in der Schweiz verbotener Eingriff) und damit eine angeborene, wichtige Verhaltensweise gewaltsam und schmerzhaft unterdrückt.

Und gelogen ist schliesslich auch die Migros-Behauptung, die Mastschweine würden den grössten Teil ihres Lebens auf der Weide verbringen! In Tat und Wahrheit sind sie nur einen kleinen Teil ihres Lebens auf der Weide!

Nachdem der VgT diese Lügen der Migros veröffentlicht hatte, liess Migros am 12. Juni 2007 gegenüber einer Kundin nur noch verlauten: "Leider benötigt die genaue Abklärung etwas länger als erwartet. Für die Wartezeit bitten wir Sie um Entschuldigung und danken Ihnen für Ihre Geduld. Wir sind bestrebt, Ihnen unsere Antwort so rasch wie möglich zukommen zu lassen."
Das ist genau das Verhalten der Migros, das der VgT als verlogen kritisiert: Zuerst einfach mal ableugnen. Wenn es dann eng wird, kann man sich ja immer noch genauer erkundigen...

*

Darum sind solche Konsumententäuschungen in der Schweiz möglich und verbreitet:
Gedeckt von korrupten Justizbeamten und Richtern hat der Betrug an Konsumenten in der Schweiz System. Wie der Tierschutz bleibt auch der Konsumentenschutz politisch gewollt toter Buchstabe.


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