16. Dezember 2005

Seltsame Kampfhunde-Schützer

Vor ein paar Tagen habe ich von "Tierfreunden" ein Email erhalten, mit dem ich aufgefordert wurde, eine Petition gegen "Todeslisten" weiterzuverbreiten. Als Todeslisten wurden darin die in einzelnen Kantonen erlassenen Verbote bestimmter Kampfhunderassen bezeichnet.

Ich finde es daneben, im Zusammenhang mit einem Zucht- und Importverbot von Kampfhunden von "Todeslisten" zu sprechen. Kampfhunde sind keine "Naturprodukte", sondern menschliche Züchtungen zur Veranstaltung von Hundekämpfen. Artenschutz ist hier fehl am Platz.

Niemand bestreitet, dass Kampfhunde bei guter Erziehung und Haltung keine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellen. Das ist aber ein schwacher Trost angesichts der grossen Zahl psychisch gestörter, rücksichtsloser Hundehalter. Niemand bestreitet, dass auch kleine Hunde beissen können. Aber Angriffe von Kampfhunden sind schwerwiegender und Notwehr fast chancenlos. Kampfhunde zu züchten halte ich für verantwortungslos und pervers, auch wenn diese Züchtungen dann konkret nicht für Hundekämpfe eingesetzt werden. Solche Züchtungen sollten geächtet, nicht weiterverbreitet werden. Es ist vernünftiger, solche Züchtungen zu verbieten, anstatt diese Züchtungsprodukte zu braven Hunden erziehen zu wollen, das ist weder artgerecht noch nötig. Dass sich gewisse Mitbürger mit unterentwickeltem Selbstbewusstsein mit einem Kampfhund aufrüsten möchten, rechtfertigt das damit verbundene Risiko für die Öffentlichkeit nicht. Ein zu Tode zerfleischtes Kind ist ein Opfer zuviel. 

Es ist schwer vorstelbar, dass Hunde, die für Hundekämpfe gezüchtet wurden, nicht ein erhöhtes Gefährdungspotential haben. Der Einwand, sie seien auf Kampf gegen Hunde nicht gegen Menschen gezüchtet, überzeugt nicht. Das Kampfpotential haben sie sicher auch gegen Menschen, wenn es dazu kommt. Es ist wie mit Waffen: Warum darf nicht jeder eine Pistole herumtragen, ist doch völlig harmlos, wenn man damit umgehen kann und keine Aggressionen hat.

Für die Fleischmengen, welche solche Hunde täglich verzehren, müssen sogenannte "Nutztiere" ein Leben lang unter tierquälerischen Bedingungen leiden. Das interessiert gewisse "Tierfreunde", für welche Nutztiere Tiere zweiter Klasse sind, nicht. Es würde mich nicht überraschen, wenn diese Hundefreunde, die jetzt mit dem Schlagwort "Todesliste" zugunsten von Kampfhunden mobil machen, ihre Aktion an einer Versammlung mit Schinkensandwich-Zvieri beschlossen hätten - so wie viele Tierschutzvereine an ihren Versammlungen "Nutztiere" verschlingen. Und die vegetarische Ernährung ihrer Lieblinge halten viele Hundehalter für umzumutbar, obwohl damit sehr positive Erfahrung gemacht wird, siehe www.vgt.ch/vn/9904/veg-hund-katz.htm.

Es ist ein schöner, aber leider seltener Anblick, einen Hundehalter zu sehen, der seinen Hund ruhig aber klar unter Kontrolle hat. Diese harmonische, fast stumme Einheit zwischen Hund und Herrchen oder Frauchen, ohne Leine, ohne Zerren, Drohen und Schreien, beeindruckt mich jedesmal. Besonders oft habe ich das bei Vegetariern (Hund und Halter) beobachten können.

Erwin Kessler

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Kürzlich erschien in der Thurgauer Presse folgender Leserbrief

Wenn Hundehalter gefährlicher sind als ihre Hunde!

Ich möchte eines vorausschicken — ich bin absolut keine Hundehasserin. So besitze ich selber 3 Hunde und bin die Clubwirtin vom Schäferhundeclub Frauenfeld. Meine Tochter ist Jugendschweizermeisterin in IP03 2004. Unserer Familie macht es Spass mit unseren Hunden zu leben.

Trotzdem: Was hier im Thurgau geschieht kann doch nur ein böser Albtraum sein. Mein anderes Hobby sind unsere Pferde. Und genau damit fängt der Albtraum an. Letzte Woche war meine Tochter mit einem von unseren Vollblütern unterwegs. Unsere Gegend ist geradezu ein Paradies für Reiter. Als sie auf einem Waldweg war, hörte sie Schreie und Rufe. Zuerst war sie nicht sicher ob das eventuell ihr gelte. Kurze Zeit später sah sie die Ursache. 2 Hunde rannten aus dem Wald und direkt auf sie und ihr Pferd zu. Einer davon biss sogar in das Hinterbein des Pferdes. Der andere war nur ein Mitkläffer. Wer reitet, dem brauche ich nicht zu erklären, was es braucht, ein Pferd zu beruhigen, wenn es Todesangst durchsteht.

Jedenfalls verschwanden die Hunde auf einmal (von den Hundebesitzerinnen immer noch keine Spur) und meine Tochter konnte nach Hause reiten. Trotz den Bandagen an den Hinterbeinen hatte der Hund mit 3 Zähnen das Pferd verletzt. Nachdem die Wunde behandelt war gingen wir auf die Suche nach der Halterin. Eine Augenzeugin (Name und Adresse sind bekannt) erzählte uns wie sie die beiden Hunde durchstarten sah und alles schreien der Besitzerinnen nichts nutzte. Tags darauf fanden wir sie. Zur Rede gestellt (ich war sicher sehr gereizt) musste ich mir Antworten anhören die kein normaler Mensch auch nur denken würde.

«Mein Hund muss sich austoben.» «Er hatte eine schwierige Jugend - ich habe ihn erst 1 Jahr!» (Er ist etwa 4 Jahre alt.) «Im Normalfall sehe ich die Reiter vor meinem Hund.» (Habe ich schon erwähnt das dieser Hund innert 24 Stunden dreimal auf Reiter los ging? Anzeigen von diesen liegen auf der Gemeinde.) «Ich habe nicht gesehen das er zugebissen hat!» (Sie war zu weit entfernt vom Hund oder umgekehrt.) «Sie können mir ja die Tierarztrechnung schicken, vielleicht bezahle ich etwas.» (Sie hatte noch die Frechheit und telefonierte sämtlichen Tierärzten, um zu fragen, wer unsere Pferde behandelt und ob nicht vielleicht die Möglichkeit bestehe, dass ich die Verletzungen zugefügt habe.)

Eigentlich wollte ich nur hören, dass sie einsichtig ist und mir verspricht, ihren Hund, bis er wirklich folgt, an der Leine zu lassen. Aber auf diese Einstellung war ich nicht gefasst. Ich habe sie noch gefragt ob sie sich vorstellen könnte, was geschehen wäre, wenn ein Mädchen, das bei mir reitet und erst 12 Jahre alt ist, was da alles hätte geschehen können. Sie meinte nur - sie verstehe nichts von Pferden. Ich muss es einfach aussprechen - von Hunden auch nicht! Ich wollte zur Polizei gehen. Aber siehe da, diese ist für Hundesachen nicht zuständig! Es ist die Gemeinde. Man muss eine schriftliche Eingabe machen und dann hat der Hundebesitzer das Recht zur Stellungname. (Ich habe eine tierärztliche Bestätigung vom Hundebiss, Augenzeugen, Pferdebesitzer mit der gleichen Anzeige.) Dann wird der Hund von 2 Hundepsychologen getestet und erst dann, und nur dann, wird vielleicht eine Massname wie Leinenzwang oder Maulkorb verordnet.

Als ich mir noch anhören musste, dass ja eigentlich nichts Ernsthaftes geschehen sei - das Pferd gilt als Sache und nicht als Lebewesen(!) - wurde mir klar, warum dringend etwas geändert werden muss in unserem Gesetz! Aber nicht nur die Hunde müssen sich einer Prüfung unterziehen, vor allem müssen die am anderen Ende der Leine getestet werden. So sind doch all die Hundebesitzer die mit ihren Hunden arbeiten und Prüfungen machen die Doofen, wenn Hundebesitzer wie hier beschrieben, unseren ganzen Ruf kaputt machen und uns die Freude an unseren Hunden zu einem richtigen Spiessrutenlauf werden lassen.

Judith Künzli

Solche Hundehalter gibt es leider viele. Ich unterstütze deshalb die Forderung nach einer Hundehalterprüfung für Hunde über 15 kg und ein Verbot besonders gefährlicher Züchtungen.

Erwin Kessler


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