17. Juni 2018

Warum der VgT die Massentierhaltungs-Initiative NICHT unterstützt

 Die Initiative „Keine Massentierhaltung in der Schweiz (Massentierhaltungsinitiative)“ schafft die Massentierhaltung nicht ab. Die Initiative fordert nur, dass die Würde der Tiere mindestens so geschützt wird wie in den Bio-Suisse-Richtlinien. Was viele Konsumenten und Tierschutzorganisationen nicht wissen: Auch die Bio-Vorschriften erlauben Massentierhaltung und krasse Verletzungen der Tierwürde!
Hier einige Beispiele:

 In Bio-Betrieben dürfen pro Stall bis zu 2000 Legehennen oder 4000 Aufzuchthennen gehalten werden:

Bei der Aufzucht von Legehennenküken für den eigenen Junghennenstall dürfen in den ersten 6 Wochen sogar 8000 Tiere gehalten werden. Bild: 8000 mutterlose "glückliche" Bio-Küken in einem Coop-Naturaplan-Bio-Aufzuchtbetrieb:

Es macht für ein Huhn keinen Unterschied, ob es mit 2000 anderen Tieren im Stall lebt oder mit einigen Tausend mehr. Bio Mastpoulets verbringen ihre ersten Lebenswochen mit 2000 Leidensgenossen im Stall. In der Ausmast sind es immer noch 500 Tiere. Hühner sind bereits mit über 100 Artgenossen total überfordert und gestresst.

Bei den Schweinen, Schafen und Ziegen gibt es nicht einmal eine maximale Anzahl Tiere, sondern nur eine für die Bedürfnisse der Tiere völlig ungenügende Flächenvorschrift.

Auch für die Erzeugung von Bio-Eiern werden männliche Küken an ihrem ersten Lebenstag bei vollem Bewusstsein geschreddert oder vergast.

Auch bei der Bio-Milchproduktion werden Kühe künstlich zwangsgeschwängert und es werden ihnen die Kälber kurz nach der Geburt weggenommen.

Das schmerzhafte Kürzen der Schwänze von Schafen ist gemäss Bio Vorschriften erlaubt.

Das tierverachtende Enthornen ist auch bei Bio-Kälbern erlaubt.

Das Schlachten von Bio-Tieren erfolgt genau so brutal und würdelos wie für konventionelle Tiere.

Diese Initiative schafft also die Massentierhaltung nicht ab, wie sie im täuschenden Titel behauptet, sondern erweckt fatalerweise den völlig falschen Eindruck, dass es in der Schweiz zur Erzeugung von tierischen Bio-Lebensmitteln keine Massentierhaltung gäbe und die Würde des Tieres respektiert werde.

Würde die Initiative angenommen, könnte die Fleisch-, Milch- und Eierindustrie künftig unter Berufung auf die Tierschutzorganisationen, welche im Initiativkomitee vertreten sind, behaupten, in der Schweiz gäbe es keine Massentierhaltung mehr. Völlig zu unrecht - denn was sind mehrere hundert oder gar tausende Tiere im Stall anderes als Massentierhaltung?

Der Verein gegen Tierfabriken unterstützt deshalb die Massentierhaltungsinitiative nicht.

 

FRAGEN UND ANTWORTEN ZU DIESESR STELLUNGNAHME:

Frage: Wenn radikale Änderungen nicht möglich sind, also gar nichts?
Antwort: Vegane Ernährung ist nicht "gar nichts", sondern viel mehr für die Tiere als kosmetische "Verbesserungen" an der Massentierhaltung. Eine kleine "Verbesserung", erkauft mit Konsumententäuschung, kann insgesamt für die Tiere eine Verschlechterung sein, wenn damit die Nachfrage nach Tierqualprodukten gesteigert wird.

Frage: Und der eurer Meinung nach richtige Weg wäre?
Antwort: Ehrliche Aufklärung der Konsumenten, dass tierische Produkte - auch Bio - unverantwortlich sind und vegane Ernährung den Tieren sehr viel mehr bringt und jeder diesen Schritt sofort tun kann. Dazu müssen wir nicht auf den Bundesrat warten, der gar keine Verbesserung will. Bereits im geltenden Tierschutzgesetz wird vorgeschrieben, dass "die Würde und das Wohlergehen" der Tiere geschützt werden müssen. Das missachtet der Bundesrat so wie er auch die im Prinzip gleich allgemeinen Forderungen dieser Initiative missachten wird. Dafür richtet diese Initiative einen grossen Schaden an, indem die Konsumenten getäuscht werden und Bio unwahr so dargestellt wird, als würde die Tierwürde und das Tierwohl geschützt und keine Massentierhaltung betrieben.

Frage: Ich sehe den Hauptvorteil der Initiative in den Diskussionen, welche vor der Abstimmung entstehen werden. Diese werden viele Konsumenten mit den Realitäten der Tierindustrie – bio oder konventionell – konfrontieren und hoffentlich unabhängig vom Abstimmungsresultat zum Verzicht auf Tierprodukte bewegen.
Antwort: Und dieses Ziel soll erreicht werden, indem die Konsumenten getäuscht werden, Bio bedeute keine Massentierhaltung und Respektierung der Tierwürde.

Frage: Ich finde es einen Schritt in die richtige Richtung und es regt Diskussionen an. Die meisten Leute haben nämlich ein komplett falsches Bild der Tierhaltung in der Schweiz, da es seit Jahrzenten romantisiert wird.
Antwort: Und durch die Initiative leider auch ein falsches Bild von Bio Tierhaltung.

Frage: Es braucht kleine Schritte, sonst sind wir in 20 Jahren immer noch gleich weit.
Antwort: Nein, täglich werden Menschen dank unserer Aufklärung Veganer. Das reduziert das Tierelend ganz konkret und sofort. Bio schönreden sabotiert diese positive Entwicklung. Ich bin einverstanden, parallel dazu zu versuchen, die Tierhaltung möglichst zu verbessern, das würden wir unterstützen. Aber wir unterstützen keine Konsumententäuschung, welche den Konsumenten einredet, mit Bio gebe es keine Massentierhaltung mehr und die Würde der Tiere werde geschützt.
Die Massenermordung von Tieren (Schlachten) wird im Initiativtext als mit der Würde der Tiere vereinbar dargestellt, indem einerseits die Respektierung der Würde der Nutztiere gefordert wird, aber als Massstab die Bio-Suisse-Richtlinien 2018 gesetzt werden. Gibt es ein würdevolles Schlachten, nur weil es Bio-Tiere sind? Sicher nicht. Es gibt gibt kein würdevolles Ermorden, weder von Menschen noch von Tieren! Die Initiative ist tierverachtend und der Schaden für den Tierschutz als der möglich Nutzen. Da sich leider viele Organisationen hinter dieses tierverachtende Bekenntnis gestellt haben, werden Journalisten und die Tierausbeutungslobby bei der Bekämpfung des Veganismus immer wieder darauf berufen können. Es ist deshalb wichtig, dass es auch Tierschutzorganisationen gibt, die sich davon distanzieren - neben dem VgT auch sich auch die Swissveg distanziert.

Frage: Warum kommt diese Kritik des VgT erst jetzt?
Antwort: Diese kritische Stimme kommt erst jetzt, weil uns der Initiativtext erst jetzt mit der erfolgten Lancierung der Initiative bekannt wurde. Über die Planung sind wir nicht informiert worden, konnten uns dazu nicht äussern.

 



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