7. Juni 2015
(S) Über zwei Wochen lang bemühten wir uns um Schafe, die dazu genutzt
wurden, einen Hang abzuweiden. Diesen Tieren wurde nur alle paar Tage
ein winzig kleines Stück Land zur Verfügung gestellt. Erst wenn sie es
bis auf Grund und Boden abgefressen und eine Zeit lang gehungert hatten,
wurde ihnen jeweils wieder ein neues kleines Stück Land gegeben.
Wasser hatten die Schafe anfangs gar keines, und die armen Tiere konnten
sich nicht mal hinlegen, weil der Hang zu steil ist und sie
heruntergerollt wären. Erst auf die Intervention des VgT hin bekamen die
Schafe ein flaches Stückchen Land, einen Wagen und einen viel zu kleinen
Kübel mit Wasser. Trotz diesen kleinen Erfolgen, liess der Schafbesitzer
seine Tiere nach wie vor hungern und dursten.
Besonders grausam: Die Schafe sahen durch die Abzäunung hindurch die saftige grüne Wiese unterhalb der Böschung. Sie gehört demselben Landbesitzer, der dem Schafhalter die Böschung zur Verfügung gestellt hat. Er wollte die Schafe aber nicht darauf weiden lassen, weil das Gras für Kühe genutzt wird. Trotz grossem Hunger blieb diese Wiese für die armen Schafe unerreichbar. Auch das bereits vorbereitete neue kleine Stück Böschung mit grünem Gras, welches man auf den Fotos gut erkennen kann, ist auf der anderen Seite des gefürchteten Elektrozauns.
Dann endlich bekamen die Tiere nach mehreren Tagen wieder ein bisschen was zu fressen. Dieses kleine Stückchen Wiese musste nun wieder für die nächsten Tage reichen.
Nach zwei Wochen war das Ziel erreicht und die ganze Böschung abgeweidet. Die Schafe blieben erneut mehrere Tage ohne Futter.
Der kleine Kübel mit Wasser war bei dieser grossen Hitze und 9 Schafen jeweils sofort leer. Nachgefüllt wurde nur einmal pro Tag. Und das bei Temperaturen von über 30 Grad.
Am Morgen des 6. Juni hatten es zwei der neun Schafe geschafft, den
Elektrozaun zu überqueren und weideten auf der grünen Wiese unterhalb
des Hanges. Die restlichen Schafe versuchten verweifelt, ebenfalls auf
die Wiese zu gelangen. Ein gefährliches Vorhaben, denn jedes Jahr
sterben in der Schweiz zahlreiche Schafe einen qualvollen Tod, weil sie
sich mit dem Kopf im Elektrozaun verfangen. Eine VgT Mitarbeiterin
sprach mit dem Landbesitzer und forderte ihn auf, umgehend zu handeln.
Er sagte, ein Fahrradfahrer hätte ihm den Vorfall bereits gemeldet und
er hätte vor etwa 40 Minuten den Schafbesitzer informiert. Er würde
jetzt dann wohl bald eintreffen.
Am Abend kontrollierten wir wiederum die Situation. Die ausgebüxten
Schafe waren wieder zurück an der Böschung mit den anderen Schafen ohne
Wasser und Futter.
Unsere Geduld war nun zu Ende. In der Nacht auf den Sonntag zäunten wir die Weide auf die saftige Wiese unterhalb der Böschung um und brachten den durstigen Schafen reichlich Wasser. Es war sehr berührend zu sehen, wie gierig die Tiere tranken und wie hastig sie das saftige Gras frassen.
Am Morgen nachdem wir in der Nacht umgezäunt haben, weideten die Schafe noch immer zufrieden auf der saftigen Wiese. Der Landbesitzer und der Schafhalter hatten noch nichts bemerkt. Wir hätten gerne ihren Gesichtsausdruck gesehen, als sie die Umzäunung entdeckten.
Noch am selben Abend waren die Schafe leider verschwunden. Gegen den
grausamen Schafhalter und den Landbesitzer haben wir Anzeige erstattet.
Es bleibt zu hoffen, dass diese Anzeige dem Schafbesitzer zu denken
gibt, er gebührend für seine Grausamkeit bestraft und er künftig seine
Tiere besser behandeln wird. Wir werden über den Ausgang der Anzeige zur
gegebenen Zeit berichten.